Ein zweiseitiger Bericht zur Corona-Krise
Eine Epidemie, zwei LänderDie Türkei verhängt eine viertägige Ausgangssperre. Die wird aber nicht gegen das Coronavirus helfen. Warum Deutschland zu Hause bleibt, die Türkei aber nicht.
Wie auf einem Fernsehgerät mit zwei Bildschirmen beobachte ich den Kampf beider Länder gegen die Pandemie. In dem einen Land bin ich aufgewachsen, in das andere übersiedelt. Der Vergleich zwischen beiden erlaubt mir die Ähnlichkeiten und Unterschiede nicht nur zwischen den beiden Ländern zu sehen, sondern auch zwischen beiden Mentalitäten, beiden Geografien, beiden Kulturen und ihren beiden Regierungschefs.
Die Türkei wirkt wie ein Lausbub, der erkrankt ist, weil er nicht hören wollte, und nun im Bett liegt; Deutschland dagegen wie ein braver, gesunder Schüler, der beizeiten seine Hausaufgaben macht.
Was könnte der Grund dafür sein, dass eine Gesellschaft auf den Appell "Bleib zu Hause!" sich treulich fügt, die andere aber "auf den Tod" Widerstand leistet?
Vieles …
Vor allem die Wirtschaft. Deutschland konnte nach dem Aufruf, daheim zu bleiben, unverzüglich finanzielle Unterstützung für den Unterhalt der Bürger auflegen. In der Türkei, der dazu die Kraft fehlt, bedeutete der Appell "Bleib zu Hause" für unzählige Familie quasi: "Bleib hungrig!" Die Gefahr, abends kein Brot auf dem Tisch zu haben, war unmittelbarer und eindeutiger als das Risiko, sich mit dem Virus anzustecken. So nahm ein Großteil der Bevölkerung das Risiko in Kauf und ging weiter zur Arbeit. Die zwei unterschiedlichen Politiken sorgten dafür, dass die Epidemie in Deutschland nach einer Weile unter Kontrolle war, die Türkei aber zu dem Land mit der schnellsten Ausbreitungsrate des Virus wurde.
Wer will kann hier noch
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"Der beste Führer ist der, dessen Existenz gar nicht bemerkt wird" Laotse, chinesischer Philosoph