Nur Nostalgie.....?

[Keykubat]

.........mein persönlicher Kuaför ist nicht mehr da.....
mein Lieblingsrestaurant einfach zu.

Vor ein paar Jahren gab es im Restaurant "Cha-Cha"
wenn man einen Raki mit Wasser bestellt hatte, zwei
Raki Gläser bis oben hin voll mit einer hellen Flüssigkeit
und man mußte erst schmecken was Raki oder Wasser
war.
Heute bei der gleichen Bestellung kostet die Küyük Su
soviel wie damals der Raki und wenn man denn fragt
"Wo bleibt mein Raki" zeigt der Kellner auf das feuchte Raki Glas.

Das sind die wirtschaftlichen Veränderung. Ist eben so.
Aber es gibt auch so viele andere Veränderungen in
kurzen Zeitabständen und ich habe mich immer gefreut
wenn gute Sachen auch nach Jahren noch bestanden.

Ich möchte hier einmal eine Diskussion anfangen nach
dem Motto " was ist besser geworden und was ist schlechter geworden"

Für mich gab es eine Menge kleiner und auch größerer
Veränderungen die letzlich dazu geführt haben das wir
unsere Wohnung in Oba wieder verkauft haben.

Kleines Beispiel, wir haben einen Hund und sind abends
häufig stundenlang spazierengegangen.
Wer Obagöl kennt, an der Moschee vorbei über die 35 m
Strasse an der Bowlingbahn vorbei und man war mitten
in Orangen Plantagen. Wir machten dort gerne unsere
Runden kannten die Bauern und gingen selten ohne
Orangen nach Hause.
Heute ist es alles zugebaut. Eine komplette Siedlung
mit max 10 % Belegung. Ich denke diese 10% hätte
man auch anderswo unterbringen können ohne die
gesamte Landschaft zu zerstören.

Vielleicht sehe ich das aber auch nur so. Deswegen
würde ich mich auch über Hinweise auf positive
Veränderungen freuen.....

Lg Gunnar

[Micha]

Ich sehe keine positiven Veränderungen.
Es werden die gleichen Bausünden wie in anderen Ländern begangen.
In ca 5 Jahren sieht man in den Bergen nur noch Beton siehe Alanya und Kargicak.

Der Bürgermeister hört meiner Meinung nach zu sehr auf die Europäer.
Hierdurch verliert die Türkei ihr Orientalisches Flair.

Keine Waren auf dem Bürgersteig,
nicht mehr rauchen,
auf dem Markt keine Gewürzsäcke sondern Portionsbeutel
Die Bauern mit Kittel, Namensschild und
OP Handschuhen
usw. usw.

Ich glaube das Alanya sich dadurch auf lange Sicht selber Schaden wird.

[Annette]

spontan faellt mir ein:
- alle Kinder mit türkischer Staatsangehörigkeit sind seit januar 2009 staatlich krankenversichert
- es werden immer mehr spielplaetze und bürgersteige gebaut.
- die schulen kontrollieren wer im bezirk wohnt und in die grundschulen werden zuerst die dort wohnenden kinder aufgenommen
- die ''strandpolizei'' ist entstanden und deswegen gibt es nicht mehr ca. 30 verkaeufer auf 5m Strand sondern nur noch 1-2 auf ca. 100m strand, auch hat die zahl der spanner deutlich nachgelassen
- dann sind da noch mülltonnen vor jedem haus und seit einiger zeit gibt es blaue tonnen für rest müll
- einmal pro woche kommt durch unsere strasse eine strassenreinigungstrupp der den rumliegenden müll aufsammelt
mehr faellt mir so spontan nicht ein, aber ich denk noch mal ein bisschen nach. vieles was sich veraendert geschieht ja langsam und oft merke ich dann gar nicht dass was anderes ist....
lg
annette

[Ringo]

Eigentlich hat Micha schon das wirklich Wichtigste beschrieben.
Da ich glaube, das der Mensch (zumindest der etwas ältere) im innern ein Nostalgiker ist, wird er eher Sachen nachtrauern als auch die positiven Neuerungen realistisch und mit offnen Herzen zu sehen.
Ich sehe es an mir selbst, als ich hörte mein geliebtes Afra ist nicht mehr (eigentlich nicht so wichtig) war ich sehr enttäuscht. Dort konnte ich meinen Schafskäse unter vielen Sorten erkosten und aussuchen. Es gibt sicher vieles was ich nach nun fast 5 Jahre Alanya-Entzug vermissen oder als völlig Überflüssig entfinden würde...........man ist eben Nostalgiker ob man will oder nicht!
Über die Bausünden und damit die Zerstörung der herrlichen Natur sind wir uns sicher alle einig.
HG Ringo

[Birgit]

Als Fazit kann man wohl mal wieder feststellen: vom Tourismus verdorben.

Ich denke aber, dass viele Veränderungen auch Vorteile für die Bevölkerung bringen, wie Annette das so schön aufgezählt hat. Ich trauer aber auch so ein bisschen den Sprungfedern nach, die früher aus den Dolmussitzen kuckten, oder der toten Kuh, die damals tagelang an der schlaglöchergepflasterten Hauptstraße kurz vor Side am Rand lag, bis sie endlich mal einer beerdigt hat ...

Bei meinem letzten Aufenthalt in Alanya hab ich freitags (Markt!) irgendwo so einen Kleintransporter erwischt, der Leute eingesammelt hat zum Transport in die Bergwelt. Man ahnt gar nicht, was in solch einen Transporter alles reingeht. Irgendwo passt immer noch ein Menschlein dazwischen, ein Möbelstückchen, Unmengen Tüten werden reingequetscht, dann wurden zwei kleine weiße Hocker irgendwo hergezaubert - und nochmal passten zwei Menschlein mehr, natürlich auch mit etlichen Tüten. Und ich mitten zwischen. In Bektas bin ich ausgestiegen, der Fahrer nahm eine Lire aus meiner Hand und gab mir sogar noch was zurück. Bleibt inständig zu hoffen, dass sowas nicht auch noch verschwindet.
:smilie[149]

Viele Grüße, Birgit

[oba]

mein geliebtes Afra ist nicht mehr

na, ob man denen nachtrauern sollte? Durch den Konkurs hat man sich der Anteilseigner entledigt und unter neuem Namen als Makromarket eröffnet. Die wahren Gewinner sind nach wie vor vertreten und gehören zu den Kombasan/Yipas Kreisen.

Ja, Alanya hat sich verändert, damit muss man leben, die ganze Türkei hat sich verändert, ebenso wie der Rest der Welt.

Wer Metro, Tansas, BIM und Co. haben will, kann eben nicht erwarten, dass Abends dann die "pure Natur" ausgeklappt wird oder umgekehrt.

Die Infrastruktur wurde verbessert, Strom und Wasserausfälle sind wesentlich seltener geworden, die Schlaglöcher weniger tief und man bekommt (fast) alles, einschließlich Kaffeefilter zu kaufen, manches teurer aber auch vieles billiger als in D.

Die Promenaden am Strand werden bis Mahmutlar immer weiter ausgebaut, das Hello wird zunehmend weniger und man darf selbst aus Geschäften die nichts mehr vor der Tür haben, wieder lebend raus ohne was gekauft zu haben.

hG

Reiner

[Ringo]

Ist richtig Reiner, deshalb habe ich ja dieses unwichtige Afra als Beispiel aufgeführt, man wird mit zunehmenden Alter eben ungewollt zum Nostalgiker und man trauert auch Sachen nach, die völlig egal sind.
Es wird einfach alles in der Erinnerung miteinander verwoben und das bringt das täuschende Gefühl, wenn etwas fehlt, dann ist es nicht mehr so.
Als junger Mensch ist man offner für Neuerungen und Fortschritt. Also schreibt bitte weiter über die guten Entwicklungen in unserem Alanya, daß war ja auch sicher mehr Gunnars intention. Jede Seele braucht auch etwas Balsam und zu meckern findet man ja sowieso immer und überall etwas....gelle?
LG Ringo

[Ulla]

Positiv empfinde ich das die Auswahl an Waren und Geschaften gestiegen ist...an Baumaerkte war vor Jahren nicht zu denken... so schön das alte Gewerbegebiet auch ist aber das Angebot ist einfach "gewaltig" geworden.
Vor Jahren musste ich vieles aus Dt. mitbringen... heute reicht ein Abstecher in die Stadt.

Die Zuwege am Hafen und im Bazar sind gepflastert- früher war mein "eingepudert" bis zu den Knien und musste sich glücklich schaetzen wenn die Zehn nicht blutet nur weil man ein "kl. Loch" übersehen hat.

Die Auswahl an "hochwertigen" Restaurants ist gestiegen

Sportgeraete- Spielplaetze für "Klein/ Alt und Gross/ Jung" entlang der Hafenstrasse.

Das Gehupe und Gedraenge auf den Strassen ist weniger geworden- wenn auch nicht ganz verschwunden.

Preisangaben in den meissten Bussen

Bepflanzung und Pflege der Grünflaechen/- streifen

Eine Art Kindergeld soll es geben- eine Bekannte hat 250 Lira (einmalig!!!) für Ihr Baby von/ über die Krankenversicherung erhalten (Geburt Ende Mai).

[Adnan]

Heute muß ich auch mal meinen Senf dazu geben. Ich finde, Alanya hat sich sehr " gemausert " ,seitdem Hasan Siph. der Bürgermeister ist. Es gibt jetzt behinderten -gerechte Bürgersteige , man stolpert nicht mehr über " schiefe " Gehwege . Da kann man jetzt sehr gut laufen. Die Bürgersteige haben abgeflachte Ränder ,sodass man mit Rollstuhl oder Kinderwagen gut runterfahren kann. Was wir damals als sehr negativ empfunden haben und auch im Alanya -Boten bei Ahmet (als er noch lebte ) und auch in der Prima -Türkei reklamiert haben ,war ,das die Geschäfte keine Waren mehr so auf den Strassen ,bzw, Bürgersteigen ausbreiten durften wie früher . Das ganze orientalische Flair ist dadurch abhanden gekommen. Inzwischen hat man davon ja wohl ein bisschen Abstand genommen und es darf bis zu einer gewissen Breite vor der Tür ausgestellt werden. -- Ferner ist vorteilhaft ,das der Park am Kleopatrastrand so wunderschön ausgebaut wurde. Es sieht einfach herrlich aus ,wenn man abends im Dunkeln an der Strasse entlang geht und die Fontänen "leuchten " einem entgegen . Also ich denke ,die Vorteile wiegen doch die Nachteile auf. Wenn man mal davon absieht ,das es heute in Deutschland billiger ist ein T-Shirt oder ein Hemd zu kaufen. Früher konnten wir uns damit in Alanya immer sehr gut eindecken. Lieben Gruß .Heidi

[Keykubat]

....schon einmal jetzt vielen Dank für die interessanten
Beiträge. Ich hätte nur drei Threads zu diesem Thema
aufmachen sollen. Einmal für die Urlauber dann für die
Residenten, mit Unterscheidung Dauer und Alter, und
für die fast oder ganz Einheimischen die ihre Kinder
hier zur Schule bringen.
Gerade die Letztgenannten haben natürlich eine ganz
andere Wahrnehmung der Veränderungen als der normale
Urlauber.
Ich habe mich immer als Langzeiturlauber gesehen der
sich neben dem schönen Wetter auch für die Menschen
und für die Natur in der Türkei interessiert hat, und das
nicht nur in Alanya.

Also mir ist erst spät aufgefallen das es Afra nicht mehr
gibt, war mir auch egal die hatten eh kein Efes.

Mir sind schon die Veränderungen an den Bürgersteigen
aufgefallen. Finde ich ja auch nicht schlecht. Und einiges
von den guten Dingen ist ja auch geblieben.
Es gibt immer noch ein paar Restaurants wo wir herzlich
aufgenommen werden mit Küsschen rechts und links.
Aber die werden immer weniger. Und die Kellner werden
immer, ich sag mal unpersönlicher. Ich kenne es eben
noch von "früher" wenn man mal einen Tag nicht in
seinem Lieblingslokal war, haben die Kellner gefragt ob
sie was verkehrt gemacht haben und der Chef hat sich
erkundigt ob alles in Ordnung ist.
Es sind eben gar nicht so sehr die großen Dinge, dafür
interessiert der Urlauber sich ja weniger.
Es sind diese kleinen Herzlichlichkeiten die ich zum
Glück weit ausserhalb von Alanya immer noch antreffe.

Noch ein Beispiel für fast Alle. Der Montagsmarkt
in Oba hat sich in den letzten Jahren größenmäßig fast
verdoppelt. Und so wie er gewachsen ist, ist er auch
frecher bis unverschämt geworden. Ich spreche von der
Seite wo die Plünnen verkauft werden. Bei den Obst-
und Gemüsehändlern gibt es immer noch ein paar
Nette.

Lg Gunnar