Du schreibst:
" Anders war es in der Türkei (Alanya) vor zwanzig, dreißig Jahren, da sprach man ein wenig englisch, etwas türkisch und sehr viel deutsch. Hauptzahlungsmittel war auch deutsch (DM). Weil so viel deutsch gesprochen wurde sahen sich die Residenten damals nicht genötigt türkisch zu lernen. Ich kannte Residenten die zwanzig Jahre, auf Zeit, in der Türkei lebten, die sich weder für Land noch für die Sprache interessierten. Und dann gibt es wiederum ein paar Urlauber die in der VHS türkisch lernen.
Ich finde es sehr interessant, wie Du die fremdsprachlichen Entwicklungen der Türken und der Yabancı im Laufe der Jahrzehnte in Alanya beschreibst. Und der Zahlungsmittel.
Eine Freundin von mir hat 20 Jahre in einem kleinen Städtchen an der Küste in der Türkei gelebt in das ursprünglich einmal nur ein paar Touristen kamen. Sie wäre übrigens nie auf die Idee gekommen mit DM oder € zu zahlen, weil ihr das zu teuer geworden wäre, wegen des inoffizielle Systems Menschen von außerhalb und ganz besonders noch mal aus Europa einen höheren Preis abzuverlangen, wo dies möglich ist. DM- bzw. € - Zahlern wurde oft besonders viel abverlangt.
In ihrem Städtchen haben sich dann nach und nach immer mehr - überwiegend englische - Residenten angesiedelt und das Städtchen bekam einen riesigen "Gürtel" mit Villen in die Bergabhänge gebaut, teilweise "akrobatisch" an ganz steilen Hängen - und das im Erdbebengebiet. Die Residenten zogen dann noch ganz viele Residenten nach sich und es entstand eine Parallelgesellschaft.
Die Engländer gingen überwiegend davon aus, daß englisch gesprochen werden solle und die Türken sind ja begabte Geschäftsleute und in den Geschäften wurde englisch gesprochen. Das wurde dann natürlich auch in den Restaurants und Cafés so und auch einige Handwerker legten sich ein paar Brocken englisch zu.
Die überwiegende Anzahl der Residenten hat sich nicht sonderlich für die Türkei interessiert. Das Interesse beschränkte sich meist ganz eng auf die Belange, mit denen sie zu tun hatten und kaum mal darüber hinaus.
Meine Freundin meinte, daß mindestens die Hälfte der Probleme der Yabancı darauf zurückzuführen seien, daß sie kein Türkisch könnten und sich mit der Türkei auf vielen Gebieten nicht auskennen würden - auch wenn sie jahrzehntelang dort gelebt hatten.
Viele haben sich dann noch für ziemlich schlau gehalten, haben nicht auf Warnungen und Ratschläge von ihnen wohlgesonnenen Türken oder Residenten gehört und sind von einem kleinen Kreis von Türken ziemlich über den Tisch gezogen worden. Das wiederum wollten sie nicht wahrhaben und haben ihrerseits dann Neuankömmlinge "beraten" und so wurde ein nicht kleiner Teil ziemlich abgekocht.
Meine Freundin hat das nicht mitgemacht und hat sich in drei Sprachen dort bewegt: deutsch, englisch und natürlich türkisch.
Wenn sie Besuch aus Deutschland hatte, hat sie mit diesem Besuch Ausflüge gemacht, damit ihr Besuch auch mal die richtige Türkei kennenlernt.
Diese ganze Entwicklung hatte natürlich auch Auswirkungen auf das gesellschaftliche Miteinander/ Klima und irgendwann war ihr diese schon fast "Disneyland - Atmosphäre" zu künstlich und sie ist schließlich weggezogen - aus mehreren Gründen, aber diese Entwicklung war mit ein wichtiger Grund.
So ändern sich die Dinge im Laufe der Zeit.
Schönen Tag
Clara