Traurig das beide Seiten (PKK und Türkei) es nicht schaffen zueinander zuzugehen und endlich Frieden zu schliesen. Leidtragende sind immer die den Frieden wollen. Erinnert mich an den IRA Konflikt-England gegen die Irländer oder die spanische ETA. Beide haben irgendwann- nach tausenden von Toten-aber Frieden geschlossen. Daher hoffe ich, das auch in der Türkei endlich der Frieden diesbezüglich einkehrt.
Hier der gesamte Text:
Ausgangssperren, Tränengas, jeden Tag weitere Tote. Der Konflikt zwischen dem türkischen Staat und kurdischen Aufständischen im Südosten der Türkei steht den blutigen neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr nach. Damals hatte der Konflikt seinen vorläufigen Höhepunkt. Seit Ende Juli sind nun bereits mehr als 200 türkische Sicherheitskräfte bei Zusammenstößen und Gefechten getötet worden. Auf der anderen Seite ist die Zahl der Opfer noch weit höher. Allein in den vergangenen drei Tagen wurden nach Berichten staatlicher Medien vom Freitag 54 Kämpfer der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK getötet.
m Einsatz sind mehr als 10.000 Sicherheitskräfte – der Armee, Gendarmerie, Polizei und von Sondereinheiten. Brennpunkte sind in dieser Woche abermals die Städte Cizre und Silopi an der Grenze zum Irak sowie der Stadtteil Sur in der Kurdenmetropole Diyarbakir. In diesen Städten finden seit Monaten die heftigsten Kämpfe statt. Die Armee riegelt von Zeit zu Zeit auch andere Städte ab, etwa Nusaybin, Silvan oder Sirnak, beschießt sie mit schwerer Artillerie und fährt mit Panzern dort ein. Belagern die Sicherheitskräfte eine Stadt, werden Strom und Wasser abgeschaltet, so dass auch Fernsehen, Internet und Telefon nicht mehr genutzt werden können. Auch die Belieferung mit Lebensmitteln wird dann unterbrochen.
In Diyarbakir prallen nicht nur der Staat und überwiegend kurdische Jugendliche aufeinander; es zieht sich auch ein tiefer Graben durch die kurdische Bevölkerung. Denn im Stadtteil Sur, über den seit Juli mit Unterbrechungen Ausgangssperren verhängt sind, hausen die Ärmsten – überwiegend die Familien, die in die Städte gespült worden sind, als ihre Dörfer in früheren Jahrzehnten niedergebrannt wurden. An Sur grenzt unmittelbar das Bazarviertel der reichen kurdischen Händler und Juweliere. Ihre Geschäfte sind seit Juli meist geschlossen. Die Händler fordern die Jugendlichen daher auf, von der Gewalt abzulassen, in der Hoffnung, dass dann wieder Normalität einkehren kann.
Zwei neue Akteure erhöhen gegenüber den neunziger Jahren das Gewaltpotential des Konflikts – die Untergrundbewegung der „Patriotischen revolutionären Jugend“ (YDG-H) und die staatlichen Sondereinheiten „Esedullah Timleri“. Beide haben maßgeblichen Anteil an der Eskalation des Konflikts. So setzen die Sicherheitskräfte, wenn sie in die Städte vordringen, als Vorhut die als besonders brutal geltenden „Esedullah Timleri“ ein, über denen ein Schatten des Geheimnisvollen liegt. Sie dringen in die Häuser ein, zerstören, töten.
In den neunziger Jahren hatte es eine ähnliche Einheit mit Namen „Jitem“ gegeben, deren Existenz der türkische Staat lange geleugnet hatte und die dem „tiefen Staat“ zugerechnet worden war. Sie hatte ebenfalls die schmutzigen Geschäfte erledigt, mit denen die Sicherheitskräfte nicht in Verbindung gebracht werden durften. Wie um „Jitem“ ranken sich auch um die „Esedullah Timleri“ viele Gerüchte. Sie besagen, dass die Einheiten Waisenkinder und verurteilte Kriminelle rekrutierten, auch Personen, die mit dem „Islamischen Staat“ in Verbindung gebracht würden.
Auf der anderen Seite der Barrikaden in den belagerten Städten stehen die gewaltbereiten Jugendlichen der YDG-H. Die in Diyarbakir gegründete und legale Organisation besteht seit Jahren mit gewählten Organen, in der Öffentlichkeit war sie mit Veranstaltungen präsent. In diesem Sommer spaltete sie sich. Der legale Flügel nennt sich heute „Demokratische Jugend“ (DemGenc), die YDG-H aber tauchte in den Untergrund ab und nahm den bewaffneten Kampf gegen die staatlichen Sicherheitskräfte auf, insbesondere gegen die „Esedullah Timleri“. Sie errichten Straßenkontrollen, bauen Barrikaden und ziehen Gräben, um Stadtviertel zu schützen und Razzien zu verhindern.
Quelle: Frankfurter Allgemeine