Wem sollte man glauben? Niemandem, außer sich selbst!
„Weder Russland noch die Türkei sagen die Wahrheit über den Su-24-Abschuss"
Die türkische Luftwaffe hatte am Dienstag einen russischen Kampfbomber abgeschossen, der sich nach Darstellung Ankaras 17 Sekunden im türkischen Luftraum befunden hatte und trotz mehrfacher Warnungen nicht umgekehrt war. Nach russischer Darstellung war das Flugzeug auf syrischer Seite geblieben.
Nun haben die belgischen Astrophysiker Tom Doorsselaere und Giovanni Lapenta der Katholischen Universität Leuven die offiziellen Statements der Türkei und Russlands betrachtet und berechnet, dass es sich nicht so zugetragen haben kann, wie beide Seiten behaupten.
Auf einer Karte, die von der türkischen Regierung verbreitet wurde, ist zu sehen, dass das Flugzeug etwa acht Kilometer von der Stelle entfernt aufschlug, an der es getroffen wurde. Demnach müsste der Jet diese Strecke in 30 Sekunden zurückgelegt haben, denn so lang dauerte der Sturzflug. Daraus schließen die Physiker, dass die Maschine mit einer Geschwindigkeit von etwa 980 km/h flog.
Die Distanz, die der Jet laut der türkischen Karte im türkischen Luftraum zurückgelegt hat, würde das Kampfflugzeug in 2 Sekunden zurücklegen – nicht in 17, wie die türkische Regierung behauptet.
Zudem behauptet Ankara den Jet in fünf Minuten zehnmal gewarnt zu haben. Laut den Professoren eine wage Behauptung. „Wie hätte die türkische Luftwaffe vorhersehen können, dass das russische Flugzeug in den türkischen Luftraum eindringen würde? Militärjets sind sehr wendig und hätten theoretisch auch in letzter Sekunde noch abdrehen können.“
Die russische Karte auf der anderen Seite zeigt, dass der Jet die Flugrichtung plötzlich um 90° Grad änderte. Eine derartige Richtungsänderung wäre laut den Physikern höchsten durch eine exakt senkrecht einschlagende Rakete möglich, die zudem schneller und schwerer als das Kampfflugzeug hätte sein müssen. Daraus schließen sie, dass der Pilot gar nicht versucht hatte, den türkischen Luftraum zu entgehen.
Nach dem Abschuss der Maschine hatte Moskau Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei beschlossen, die unter anderem die Einfuhr bestimmter Waren verbietet sowie Einschränkungen im Tourismus vorsieht.