von Yilmaz » Mi 2. Nov 2011, 11:41
ln-online/lokales
vom 02.11.2011 00:00
Panne in Antalya: Wieder kein Urteil beim Panscher-Prozess
Lübeck/Antalya – Schon wieder eine Enttäuschung beim Panscher-Prozess im türkischen Antalya: Der Prozess wegen der tödlichen Schnapsvergiftung von drei Lübecker Schülern in der Türkei ist erneut vertagt worden – wegen einer Behördenpanne.
Ein zwischenzeitlich in ein anderes Gefängnis verlegter Hauptangeklagter konnte nicht vorgeführt worden, da eine Vorladung noch an die alte Haftanstalt ging, wie das Gericht erklärte. Ein Urteil in dem Prozess hätten deswegen angefochten werden können. Die Urteilsverkündung ist jetzt für Freitag in einer Woche geplant.
„Dem Angeklagten muss Gelegenheit zu einem letzten Wort gegeben werden. Sonst würde das Urteil aufgehoben“, erklärte die Opferanwältin Deniz Yildirim. „Dennoch ist diese Panne sehr frustrierend, wenn man weiß, dass das lang erwartete Urteil schon in der Schublade liegt“, sagte ihr deutscher Kollege, der Lübecker Rechtsanwalt Frank-Eckhard Brand den LN. Brand räumte zwar ein, dass ein derartiger Fehler auch in einem deutschen Gericht hätte passieren können. Für ihn sowie Opfer-Vater Lars Neca bedeute die erneute Vertagung aber massive Schwierigkeiten. „Wir reisen jetzt ab, um dann in einer Woche wieder hierherzufliegen“, so Brand.
Bei einer Klassenfahrt im März 2009 hatte die Schülergruppe aus Lübeck im Hotel „Anatolia Beach“ in Kemer den tödlichen Alkohol getrunken. Die Schüler dachten, es sei Wodka. Der Schnaps war jedoch mit hochgiftigem Methylalkohol gepanscht. Der 21-jährige Rafael Neca starb an einer Methanolvergiftung, der 19-jährige Jan L. und der 17 Jahre alte Jean-Pierre F. fielen ins Koma und starben später in der Uniklinik Lübeck.
Angeklagt sind insgesamt 13 türkische Staatsbürger. Zwei in Untersuchungshaft sitzende Brüder werden als Haupttäter beschuldigt. Ihnen wird vorgeworfen, Schnaps mit Methylalkohol gepanscht zu haben. Die Angeklagten stehen seit Anfang vergangenen Jahres vor Gericht. In dem Verfahren hatte der Staatsanwalt zuletzt auf Totschlag plädiert. Mehreren Mitangeklagten wirft er fahrlässige Tötung vor. Für Totschlag sind bis zu 25 Jahre Haft möglich. Gibt es mehrere Opfer, kann sich die Haftdauer verlängern. ov
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