Warum so viele Syrer aus der Türkei fliehen Rechtlos und ausgenutzt - Flüchtlinge in der Türkei.
"Vielleicht stürmen wir die Grenze"
Von Büyükada berichtet
Hasnain KazimDie Heimat ist verloren, die Zukunft verwehrt: Tausende Syrer wollen aus der Türkei weiter nach Westen. Ermutigt durch die Bilder aus Deutschland und Schweden verabreden sie sich auf Facebook zum Marsch zur griechischen Grenze.
Was für ein Glück, dass Carrefour gerade Zelte im Angebot hat. Für 45 türkische Lira das Stück, gerade mal 13 Euro. Die Fluchtbehausung aus dem Supermarkt. Abbas kauft gleich vier davon. Das soll reichen für sich, seinen Bruder Nabil, noch einen Bruder, für die im achten Monat schwangere Schwester und deren Mann. Und natürlich für die beiden hübschen Irakerinnen Alia und Mona. Mit Alia ist Abbas seit ein paar Monaten zusammen. Ein Syrer und eine Irakerin in der Türkei. Ein Flüchtlingspaar. Sie haben sich hier auf Büyükada kennengelernt, auf der "großen Insel" im Marmarameer, eine Schiffsstunde von Istanbul entfernt.
Die jungen Leute, alle Anfang zwanzig, wollen an diesem Dienstag aufbrechen, nach Europa, vielleicht nach Deutschland, vielleicht nach Schweden, sie wissen es noch nicht. Abbas ist vor ein paar Tagen zufällig auf eine Facebook-Gruppe gestoßen, in der sich Syrer zur gemeinsamen Flucht verabreden. Offiziell wollen sie an der türkisch-griechischen Grenze demonstrieren. Und inoffiziell?
"Vielleicht stürmen wir die Grenze", sagt Abbas. "Aber es ist noch völlig unklar, was passieren wird."
33.459 Mitglieder hat die Facebook-Gruppe am Dienstagnachmittag. Viele Leute sind das, aber wenig, wenn man bedenkt, dass fast zwei Millionen Syrer in der Türkei leben. Manche davon hoffen auf eine Rückkehr in ihre Heimat, wenn der Krieg dort irgendwann vorbei ist. Andere wollen in der Türkei bleiben. Viele zieht es aber weiter Richtung Westen.
"Das Problem in der Türkei ist, dass wir hier keine Rechte haben", sagt Abbas. "Weil wir offiziell nicht arbeiten dürfen, werden wir als billige illegale Arbeitskräfte ausgenutzt." Abbas lebt seit gut einem Jahr in der Türkei. "Ich hab Agraringenieurwissenschaften in Aleppo studiert", sagt er. "Bis mich auf dem Weg zur Uni bewaffnete Männer gestoppt haben."
Bitte weiterlesen:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/f ... 53072.html-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Eigentlich sind die syrischen Flüchtlinge in der Türkei ja in Sicherheit. Warum fliehen trotzdem so viele weiter in die EU? Es geht sicherlich nicht um die momentane bessere Aufnahme - es geht um Perspektiven die die Flüchtlinge in der Türkei für sich und ihre Kinder nicht sehen. Sie wissen mittlerweile es gibt kein zurück mehr nach Syrien aber die Türkei ist für viele eben keine Alternative.
Es gibt so viele falsche Informationen über die syrischen Flüchtlinge in der Türkei - auch bewusst durch die EU mitgesteuert - nur damit sie nicht alle weiter flüchten.
Mal zwei Zahlen - für einen Flüchtling in einem türkischen Lager werden z. Zt. nur noch 10 Dollar für einen Monat ausgegeben (es waren mal 31 Dollar). In Deutschland, Schweden und Dänemark sind es min. 1000 Euro pro Person und bei den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen sind es 5000 - 7000 Euro im Monat. Man könnte, wenn man wollte, Kriege beenden
oder zumindest Flüchtlinge länger am weiter flüchten hindern. Aber wie geschrieben - wenn die Perspektiven fehlen hilft das alles nicht.
Keykubat