Für weltweit mehr als eine Milliarde Muslime zählt er zu den wichtigsten religiösen Ereignissen des Jahres - der Ramadan. Heuer läutet der 21. August den offiziellen Beginn des neunten islamischen Monats ein. Zahlreiche Gläubige leben ab diesem Zeitpunkt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang abstinent: Essen, Trinken, Sex und Rauchen sind dann strengstens verboten. Doch Ramadan bedeutet mehr als das - Was genau steckt eingentlich hinter dem Fastenmonat?
Der Beginn des Fastenmonats hängt von der ersten Sichtung der neuen Mondsichel ab. Daher startet der Ramadan nicht in allen Ländern zur gleichen Zeit. Während sich einige Muslime an der Sichtung in Mekka orientieren, halten sich andere an ihre Heimatländer.
Schwarzer und weißer Faden
Nach Sonnenuntergang, der Zeit des sogenannten Fastenbrechens, beginnt ein wesentlicher Teil des Ramadans. Sobald man "einen weißen Faden nicht mehr von einem schwarzen unterscheiden kann", wird gemeinsam mit der Familie gespeist, werden religiöse Rituale durchgeführt und man findet Zeit zur Besinnung und inneren Einkehr.
Zeit der Besinnung
Hinter dem Fasten steht laut Carla Amina Baghajati, Medienreferentin der islamischen Gemeinde Wien, der "soziale Gedanke, das heißt am eigenen Leib zu spüren, wie es großen Teilen der Bevölkerung geht". Sie bezeichnet das Ritual als "Motor für den Rest des Jahres", man würde sich in Geduld üben und sich Tugend bewusst machen. Die Gläubigen treffen sich und "fasten und feiern gemeinsam", eine "besondere Spiritualität und Klarheit" stelle sich ein. Am Ende des Ramadan wird eine Abgabe an Bedürftige geleistet, sie hängt vom "jeweiligen Lebensstandard der Länder" ab. Die Fastenzeit ist auch die Zeit des Gebets. Auch häufigere Besuche in der Moscheen zählen zu den täglichen Ritualen.
Ausgenommen vom Fasten sind Kinder, ebenso wie Kranke und Reisende, die das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
Heilige Nächte
Die letzten zehn Nächte des Fastenmonats gelten als besonders heilig. Nach islamischer Überlieferung hat Allah um 610 in einer Nacht im Ramadan seinem Propheten Mohammed das erste Mal den Koran durch den Erzengel Gabriel offenbart. In Erinnerung daran heißt diese "Nacht der Bestimmung" oder "Nacht der Allmacht" (Leilat al-Qadr), nach der auch die 97. Sure (Kapitel) des Koran benannt ist.
Fastenmonat endet mit "Zuckerfest"
Das Ende des Ramadans, das sogenannte Fastenbrechen, ist nach dem Opferfest der höchste islamische Feiertag. An diesem Tag beschenken sich Verwandte und Freunde mit Süßigkeiten, weshalb das Fest auf deutsch den Namen "Zucker(l)fest" trägt.
Die für Körper und Geist heilsame Wirkung des Fastens blieb auch anderen Kulturen und ihren Religionen nicht verborgen. Als Grundelement tritt das Fasten oder die Askese daher in allen Religionen in Erscheinung. So taucht dieser Brauch auch im Christentum auf. Die vierzigtägige Fastenzeit der römisch-katholischen Liturgie beginnt am Aschermittwoch, sieben Wochen vor Ostern.