Nachwehen

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Nachwehen

Beitragvon Keykubat » Sa 26. Mär 2011, 12:16

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Sat.1 weist Kritik türkischer Medien zurück

Berlin (dpa) - Der deutsche Privatsender Sat.1 hat die Kritik türkischer Medien an dem Drama "Marco W. - 247 Tage im türkischen Gefängnis" am Freitag zurückgewiesen.

Eine Sprecherin verwies darauf, dass der Film, der am Dienstagabend auf Sat.1 lief, sich "sehr genau an Marco Weiss' Buch "Meine 247 Tage im türkischen Knast" hält".
Vom "Marco-Schock" hatte die Tageszeitung "Hürriyet" am Donnerstag geschrieben. Mehrere Zeitungen berichteten, der Film erinnere an das Gefängnisdrama «Midnight Express" ("12 Uhr nachts" aus dem Jahr 1978). Für den Film hätten sich die Macher später entschuldigt.

"Die Produzenten haben die Umstände, dass ein Minderjähriger in eine Zelle mit mehr als 30 zum Teil schwerst kriminellen Erwachsenen gesteckt wurde, nach den Erlebnissen des Jungen wiedergegeben", sagte die Sat.1-Sprecherin. "Darüber hinaus aber natürlich sehr genau recherchiert und mit türkischen Wärtern, Anwaltsgehilfen und anderen gesprochen, die mit dem Fall zu tun hatten."

Auch der frühere Tourismusunternehmer und SPD-Europaabgeordnete Vural Öger, der sich in Verhandlungen für die Freilassung Marcos eingesetzt hatte, hatte den Film scharf kritisiert. "Ich bin sehr wütend. Ich protestiere gegen diesen Film", sagte Öger der Zeitung "Hürriyet" zufolge.

Marcos Vater habe ihn um Hilfe gebeten, sagte Öger. Er habe dann den angeklagten Jugendlichen im Gefängnis besucht. Dort sei es nicht wie im Film schmutzig gewesen. Es habe fließendes Wasser gegeben. Marco habe sich ihm gegenüber nicht über die Haftbedingungen beschwert. Er habe über die Dauer der Untersuchungshaft geklagt. "Was denken die sich. Denken sie, dass die Türkei eine Bananenrepublik ist?", fragte Öger.

Marco war im April 2007 im Alter von 17 Jahren in seinem türkischen Urlaubshotel festgenommen worden. Er wurde angeklagt, eine 13-jährige Britin missbraucht zu haben. Er selbst sprach von einvernehmlichen Zärtlichkeiten. Marco konnte im Dezember 2007 nach Deutschland ausreisen, sein Prozess endete in seiner Abwesenheit mit einer Bewährungsstrafe. Später stellte die Staatsanwaltschaft Lüneburg die Ermittlungen wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs eines Kindes gegen Marco mangels Beweisen ein.

Quelle: http://de.news.yahoo.com/26/20110325/tw ... 34d_2.html

Meinung:

Ich war auch gegen die Ausstrahlung des Films weil ich meinte er wäre nicht förderlich für die deutsch-türkischen Beziehungen. Nachdem ich ihn aber gesehen hatte muß ich sagen, dass die Türkei eigentlich sehr gut weggekommen ist und niemand der schon vorher in die Türkei fuhr sich davon abhalten läßt wieder in die Türkei zu fahren. Diejenigen die die Türkei sowieso nicht mochten haben sich bestätigt gesehen. Und etwas Aufklärung für Vural Öger. "du warst im neuen Gefängnis von Antalya, in den alten Gefängnissen, wo auch die meisten türkischen Journalisten einsitzen sieht es noch genau so aus wie Marco es im Buch beschrieben hat und Sat1 es im Film gezeigt hat".

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Re: Nachwehen

Beitragvon walter47 » So 27. Mär 2011, 01:08

Das bei dem Verfahren gegen Marco einiges aus dem Ruder gelaufen ist wird keiner Bestreiten. unstrittig ist aber das der Sexuelle Missbrauch eines Kindes auch in Deutschland ein Straftatbestand ist.
Und immerhin War der besagte Marco W. angeklagt, eine 13! jährige missbraucht zu haben, und in der Türkei Rechtskräftig zu eine Strafe (auf Bewährung) verurteilt worden. Wieso melden Sich hier nicht mal Eltern / Väter /Mütter zu Wort, die selber 13 jährige Töchter haben, oder schon mal hatten? Ich selber habe 3 Jungen, nichts desto Trotz, hätte ich ein Mädchen dem das Widerfahren wäre,
wäre der Junge wahrscheinlich froh gewesen, nicht antasstbar zu sein.
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Re: Nachwehen

Beitragvon Oba1 » So 27. Mär 2011, 01:09

in den alten Gefängnissen, wo auch die meisten türkischen Journalisten einsitzen sieht es noch genau so aus wie Marco es im Buch beschrieben hat und Sat1 es im Film gezeigt hat".


Aha, schon mal dort gewesen, deshalb die genauen Kenntnisse.

hG

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Re: Nachwehen

Beitragvon Keykubat » So 27. Mär 2011, 10:15

Oba1 hat geschrieben:
in den alten Gefängnissen, wo auch die meisten türkischen Journalisten einsitzen sieht es noch genau so aus wie Marco es im Buch beschrieben hat und Sat1 es im Film gezeigt hat".


Aha, schon mal dort gewesen, deshalb die genauen Kenntnisse.

hG

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Hallo Reiner,

schön mal wieder von dir zu hören.

Das mit den Gefängnissen und den Journalisten habe ich vom lesen, lesen, lesen......

Und, soviele Zeitungen/Bücher können nicht lügen.

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Re: Nachwehen

Beitragvon Keykubat » So 27. Mär 2011, 10:21

:shock:
......und viele gehen immer davon aus das der Junge "schuldig" war. Geht doch einfach mal den Weg des deutschen Gerichts. Wer es nicht weiß dort wurde auch
ermittelt. Aber da wurde Marco, natürlich zu Recht, freigesprochen. Denn mal ohne irgendwelche Emotionen....

Es stand hier Aussage gegen Aussage.....nicht mehr und nicht weniger.

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Re: Nachwehen

Beitragvon Yilmaz » So 27. Mär 2011, 10:57

Auszug von WIKIPEDIA (ohne Gewähr):

Weiteres Ermittlungsverfahren in Deutschland
In Deutschland stellte die Staatsanwaltschaft dagegen das Ermittlungsverfahren gegen Weiss Anfang Mai 2009 ein. Die Lüneburger Behörde hatte von der türkischen Justiz umfassende Verhandlungsprotokolle und auch Gutachten übersandt bekommen. Nach Angaben der Behörde gebe es danach keine zur Erhebung einer Anklage ausreichenden Beweise, dass der Teenager das damals 13-jährige britische Mädchen sexuell missbrauchte. Allein die Aussage des Mädchens reiche für einen hinreichenden Tatverdacht nicht aus. Weitere belastende Beweismittel gebe es nicht. Diese Position wurde auch nach dem türkischem Urteil noch einmal bestätigt. „Das Urteil ist für uns kein Anlass, in neue Ermittlungen einzusteigen. Dies wäre auch der Fall gewesen, wenn Marco in der Türkei wegen Vergewaltigung statt wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden wäre. Wir haben das unter beiden Gesichtspunkten umfassend geprüft“, erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Lüneburg.
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Re: Nachwehen

Beitragvon Oba1 » So 27. Mär 2011, 18:54

Nach Angaben der Behörde gebe es danach keine zur Erhebung einer Anklage ausreichenden Beweise


Hmmm, merkwürdig, ich dachte immer, dass zur Erhebung einer einer Anklage "ausreichende Verdachtsmomente" vorliegen müssen und "eventuelle Beweise" erst im Prozess gewürdigt werden.

Die erste Verlautbarung der Staatsanwaltschaft war m.W. doch die, dass keine verwertbare Aussage des vermeintlichen Opfers vorläge.

Eine Sprecherin verwies darauf, dass der Film, der am Dienstagabend auf Sat.1 lief, sich "sehr genau an Marco Weiss' Buch "Meine 247 Tage im türkischen Knast" hält".


Stimmt, wohl am Buch, nicht aber an den Tatsachen, denn dem Gericht lagen durchaus Beweise vor, die schliesslich auch zur Verurteilung zur Bewährungsstrafe führten. Ein türkischer Angeklagter wäre wohl nicht so glimpflich davon gekommen.

Insgesamt am Schluss, ein "politischer Prozessausgang".

hG

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Re: Nachwehen

Beitragvon Oba1 » So 27. Mär 2011, 18:57

Und, soviele Zeitungen/Bücher können nicht lügen.


wie war das noch mit "Millionen Fliegen können sich nicht irren" ???

hG

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Re: Nachwehen

Beitragvon Truckerjo » Mo 28. Mär 2011, 10:22

Natürlich sind wir alle nicht dabei gewesen, somit ist also alles nur Spekulation.
Ich frage mich aber, warum ein dreizehn jähriges Mädchen ein Allinklusiv Armband am Arm hat. Somit war von dem Jungen nicht klar, wie alt das Mädel ist.
Der untersuchende Arzt hat nach seiner Aussage festgestellt, das das Mädel keinen Verkehr gehabt hat.
In diesem Zusammenhang macht es mich betroffen, wie leicht junge Leute an Alkohol kommen und wie viel Missbrauch damit getrieben wird.

mfg Jochen
Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, sollte man den Kopf nicht hängen lassen.
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Re: Nachwehen

Beitragvon Millinger » Mo 28. Mär 2011, 11:21

Also ich kenne in der Türkei weder eine Polizeiwache noch einen Knast von innen. Hab' ich hier reichlich von.
Ich fand den Film nicht reisserisch. Marco hatte seine Situation wohl beklagt, aber nicht gegen die Behörden
gewettert. Hinterfragt ja, alles verteufelt sicherlich nicht.
Was für mich aber mehr als befremdlich war, war seine Unterbringung in einer Gemeinschaftszelle. Nun
andere Länder, andere Sitten.
Nach Aussage des Arztes war eine Vergewaltigung von vornherein auszuschliessen. Andererseits blieb da
noch genug Raum für zahlreiche andere Straftaten, die hier auch mit Gefängnis und ohne Bewährung bestraft werden.
Als 17 jähriger wäre er in Deutschland wahrscheinlich ohne Gefängnisstrafe davon gekommen ( wenn sich der
Sachverhalt denn auch so darstellt, wie im Film gezeigt).
Der Film hat ein grosses Manko. Er zeigt uns den Sachverhalt von dessen Art der Schilderung wir annehmen, dass
es so geschehen ist. Es gibt aber auch immer die Perspektive des Opfers und die der Justiz.
Das Opferverhalten war schon recht merkwürdig, das Verhalten des Gerichts war wohl einer totalen Überforderung
geschuldet (Dauer eines "normalen " Verfahrens bis zu 2 Jahren (Personalmangel, Richterkarussell wegen Anti-
korruptionserlass pp.).
Nach den eigentlichen Kritiken war hier auch wieder recht schnell Ruhe. Der Film wurde gesendet, gesehen haben
musste man ihn nicht und gut ist.

Grüße
Millinger
 
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