Na da schreib ich doch mal....
""Wenn es HP Anlagen geworden wären allerdings tausende mehr.""
das Beispiel krankt daran, dass vorausgesetzt wird, alle AI Anlagen seien Selbstbedienungsanlagen.
Es ist angebracht mal auch hinter die Küchentür zu schauen etc. Es gibt neben Servicepersonal auch noch andere Mitarbeiter.
Bei dieser Betrachtungsweise wird vergessen, dass im externe Restaurant meist jeder alles macht. und das Personal weit weniger verdient. Nicht umsonst gehen die Leute von dort, wenn sie gelernt haben einen Teller zu tragen, in die Hotels. Wenn es Familienangehörige sind, gibts meist nur ein Taschengeld.
Ein AI-Hotel verbraucht mehr als ein Restaurant, daher muss mehr produziert und transportiert werden, das beschäftigt Menschen außerhalb der Hotels. Damit produziert werden kann, müssen Produktionsstätten gebaut werden, damit transportiert werden kann, müssen Straßen her, auch das schafft Einkommen.
Ausschnitt aus einem Beitrag von Klaus Lengefeld. Er ist Berater für Tourismus und nachhaltige Entwicklung im gleichnamigen Sektorvorhaben der GTZ.
Masse macht Kasse
Die weltweit ersten Untersuchungen zu den Geldströmen in und aus All-Inclusive Resorts wurden von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in vier Anlagen in der Dominikanischen Republik gemacht. Dabei wurden sowohl die wichtigsten Wirtschaftsdaten "im Original" eingesehen und erfasst, als auch offene Interviews mit insgesamt 100 Mitarbeitern verschiedener Abteilungen und Hierarchieebenen geführt. Außerdem wurden ausgewählte Lieferanten in Santo Domingo und der dominikanischen Provinzhauptstadt Higüey nach der Herkunft der Agrarprodukte befragt. Die auf das Jahr 2005 bezogenen Ergebnisse der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen:
In einer typischen 532 Zimmer/4-Sterne-Anlage auf einem Areal von 7,9 Hektar arbeiten 509 Personen fest angestellt. Mit 260.000 Übernachtungen erreichte das Resort eine Belegungsrate von 70 Prozent. Die durchschnittlichen Kosten je Übernachtung lagen bei 27,4 US-Dollar. Von den zugekauften Gütern entfallen zwei Drittel auf Agrarprodukte, von denen wiederum knapp 80 Prozent aus nationaler und lokaler Produktion stammen. Rund ein Drittel der Agrarprodukte stellen Klein- und Mittelbauern her. Hier kann direkte Armutsminderung angenommen werden. Weiter entfallen mindestens 50 Prozent der ausgezahlten Lohnsumme (1,35 Mio. US-Dollar) auf die einfachen Jobs und somit auf Mitarbeiter aus ärmlichen Verhältnissen. Etwa ein Viertel der Ausgaben des All-Inclusive-Resorts wirkt demnach direkt armutsmindernd. Ohne die zusätzlichen Ausgaben der Gäste für Exkursionen, Souvenirs und freiwillige Trinkgelder sind das rund zwei Mio. US-Dollar pro Jahr für ein durchschnittliches AI-Resort in der Dominikanischen Republik. Dort gibt es zur Zeit etwa 100 vergleichbare All-Inclusive Anlagen.
Das Dilemma der Kleinunternehmer
Die Förderung touristischer Klein- und Mittelunternehmer (KMU) ist die zweite Säule derer, die Massentourismus und Großhotels ablehnen. Bei genauer Betrachtung haben jedoch die KMUs noch viel größere Schwierigkeiten, selbst einfachste Ansprüche an Umwelt- und Sozialverträglichkeit zu erfüllen. So verdienen die Kellner und Zimmermädchen in den kleinen Hotels und Restaurants im nicaraguanischen Montelimar mit monatlich 60 US-Dollar gerade mal die Hälfte dessen, was ihre Kolleginnen und Kollegen nebenan im All-Inclusive-Resort erhalten. Weder kostenloser Transport zur Arbeit noch Unterkunft bei Bedarf kommen dort vor. Von fairer Entlohnung und fairen Arbeitsbedingungen sind kleine Hotels und Restaurants noch viel weiter entfernt als ihre größeren Konkurrenten.
Desgleichen gilt für das Umweltmanagement bei den kleinen und mittleren Unternehmen. 500 Zimmer an einem Strand, verteilt auf 25 kleine Hotels, bedeuten 25 Plätze, an denen gerodet und gebaut wird, Zugangswege entstehen, 25 Stellen, die mit Energie und Wasser zu versorgen und deren Abfall sowie Abwasser zu entsorgen sind. Und in der Regel müssen sich solche kleineren Bauprojekte keiner Umweltverträglichkeitsprüfung unterziehen. Dagegen sind die Umwelteingriffe durch den Bau eines 500 Zimmer-Resorts wesentlich geringer und die externen Einflussmöglichkeiten auf die technische Ausgestaltung in allen umweltrelevanten Bereichen deutlich größer.
Und zum "Ausflugsverhalten der AI-Urlauber" ein Ausschnitt aus einem Bundestagspapier.
Die Studie hat gezeigt, dass sich unter deutschen Entwicklungsländer-Reisenden, die sich für All-inclusive interessieren, durchaus respektable Interessenpotenziale für das (intensivere) Kennenlernen von Land und Leuten und für Begegnungen mit Einheimischen finden sowie diesbezügliche Erwartungen an die Urlaubsbetreuung/ Reiseleitung vor Ort. Inwieweit dies seitens der Betreiber/ Anbieter von All-inclusive aufgegriffen und angebotsseitig in kreative Land- und Leute-Programme umgesetzt wird, ist eine andere Frage. Im Januar 2002 gab es in der deutschen Bevölkerung unter verschiedenen Einstellungs-Typen zu Allinclusive- Reisen auch den Ausflugsprogramm-Skeptischen. Menschen dieses Typs erwarten nur in sehr geringem Maße, dass man im Rahmen eines All-inclusive-Urlaubs Land und Leute durch Nutzung von Ausflugsprogrammen gut kennen lernen kann. Dem stand gegenüber, dass 68% der All-inclusive-Erfahrenen die Meinung vertraten, dass man im Rahmen von Ausflugsprogrammen Land und Leute durchaus gut kennen lernen könne. 234 Unbestritten ist, dass je nach Lage, Kategorie, Zielgruppenpositionierung einer All-inclusive- Anlage beachtliche Teile der Urlauber während ihres Aufenthalts die Anlage verlassen für individuelle und fremdorganisierte Ausflüge (von sicher unterschiedlicher Qualität). In manchen Anlagen soll die Nachfrage nach lokalen Ausflugsangeboten größer sein als in Urlaubsunterkünften mit Halbpension. Die pauschale Auffassung, dass man im Rahmen einer All-inclusive-Reise nichts oder kaum etwas vom Land selbst sieht bzw. kennen lernen kann (und dass All-inclusive-Reisende daran auch nicht interessiert seien) erscheint in dieser Verallgemeinerung jedenfalls nicht haltbar zu sein. Die Einschätzung, dass All-Inclusive-Anlagen den Nachteil haben, dass einheimische Lokale, Restaurants und Geschäfte außerhalb der Anlage nichts verdienen, da man als Urlauber solche Angebote innerhalb der Anlage vorfindet, wird von den Bundesbürgern mehrheitlich geteilt unabhängig davon, ob man über All-inclusive-Erfahrung verfügt oder nicht, ob man sich für All-inclusive interessiert oder nicht. Andererseits gibt es keine Indikatoren dafür, dass, wenn dieser Aspekt im Urlaub wahrgenommen und persönlich bedauert wird, dies zwangsläufig zu einem Verzicht auf All-inclusive führt.
Fazit: viele schimpfen über AI - buchen es aber doch.
Übrigens habe auch ich mal AI gebucht, aus reiner Neugier, 3 Tage im Kremlin in Kundu.
Überzeugt hats mich nicht, ist nicht meine Art zu urlauben, deshalb verurteile ich aber noch lange niemanden, dem es gefällt und für Familien mit Kindern its bei Durst und riesigem Eisappetit bestimmt auch nicht die schlechteste Lösung.
Wer jetzt halbwegs eingeschlafen ist beim Lesen, könnte sich bei AI einen kostenlosen Muntermacher bringen lassen.
hG
Reiner