Auswandern der Liebe wegen?

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Beitragvon Silke » Di 25. Aug 2009, 21:39

Wenn es daran liegen sollte, dann schicke ich ihr gerne jede Woche ein Päckchen mit Pralinen. Um so besser, wenn die Eltern bestechlich sind :smilie[161]
Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern die du liebst, dann
wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast!
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Beitragvon Martina » Mi 26. Aug 2009, 04:58

Ulla sagt das schon richtig.... es kommt auf den Kopf unter dem Kopftuch an. Letztlich hängt es aber an den Männern, wie stark sie hinter ihren (ausländischen) Frauen stehen.

Ich weiss nicht genau, welcher Kapmpf dem ersten Besuch von mir bei meinen Schwiegereltern vorausging, aber ich weiss, dass mein Mann sie mehr oder weniger vor die Wahl gestellt hat, mich wenigstens kennenzulernen und ohne Vorbehalte zu empfangen, oder den Sohn zu verlieren.

Warum ist denn immer Theater?? Weil die Jungs sich nicht trauen zu sagen "so, liebe Eltern, ich habe die Frau meines Lebens kennengelernt und mich gibts entweder nur mit ihr oder gar nicht." Auch wenn sie gerne mal aus Bequemlichkeit das Gegenteil behaupten, können die türkischen Söhne fast ausschliesslich damit rechnen, dass ihre Wahl anerkannt wird, wenn sie konsequent dazu stehen.

Das hat allerdings auch bei uns eine Weile gedauert: Zusammen sind wir so richtig seit Herbst 97 mit Fernbeziehung, im Mai 2001 bin ich nach Alanya gekommen. Kennengelernt habe ich die Schwiegereltern erst nachdem ich schon 7 Monate mit meinem Mann (damals noch Freund, natürlich) in Alanya wohnte.

Sie haben mich offen empfangen und ich hatte nie das Gefühl, dass sie mich nicht akzeptieren.
Zuletzt geändert von Martina am Mi 26. Aug 2009, 05:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Der Liebe wegen

Beitragvon Maria » Mi 26. Aug 2009, 10:54

Hallo,
auch ich bin der Liebe wegen nach Alanya ausgewandert. Und obwohl wir es nicht geschafft haben, weder zusammenzubleiben noch dauerhaft in der Türkei zu leben, bin ich glücklich, dass ich diese Chance hatte - es waren die beiden erlebnisreichsten und glücklichsten Jahre meines Lebens.

Kurz zusammengefasst bin ich 1996 als Alleinerziehende mit meinem Sohn auf einer Glücksreise (!! :-)) in Alanya gelandet und habe mich dort in einen Mann verliebt, den ich im ersten Moment nicht als Türken "identifiziert" habe, da er nicht so typisch türkisch aussieht und mit fränkischem Akzept spricht. Er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und erst mit 14 Jahraen mit seiner Familie in die Türkei gegangen. Insofern war er mehr mit dem deutschen Leben und Kulturkreis vertraut als mit dem türkischen - zumindest während seiner prägenden Jahre. Nach 3 Jahren Fernbeziehung habe ich in Deutschland Wohnung und Auto verkauft und bin mit den Kindern nach Alanya ausgewandert - mein ältester Sohn war 10 Jahre alt, unser gemeinsamer Sohn 5 Monate.

Was soll ich sagen, es war einfach unglaublich. Zum ersten Mal war ich Hausfrau, Vollzeitmutter, das fremde Land, die Sonne, die intensiven Geräusche, Gerüche, Farben, ich genoss es und hasste es. Ich hasste, dass alles nicht so funktionierte, wie ich es von Deutschland gewohnt war, vor allem nicht so schnell - im Urlaub sieht man ja über Vieles hinweg, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Wenn ich heute im Urlaub in Alanya bin, brauche ich 3 Tage, dann habe ich meinen "türkischen Schritt" wieder, den langsamen :-)

Ich bin fast gestorben vor Sehnsucht nach einer Freundin, mit der ich mich austauschen konnte. Mein Mann war den ganzen Tag im Geschäft, ich sprach kein Wort Türkisch, der Große hatte in null komma nix türk. Freunde gefunden und war bis abends unterwegs, der Kleine hing Tag und Nacht an mir und mein Leben kreiste um Kochtöpfe, Putzlappen und Babybedürfnisse. Ich hatte kein Telefon, kein Handy, kein Internet!

Bis es mir zu bunt wurde und ich mit Wörterbuch bewaffnet in den Hof zu den Nachbarn gegangen bin. Von da an ging alles wie von selbst. Ich wurde unglaublich herzlich aufgenommen, fand Freunde fürs Leben, Hilfe, Rat und Austausch.

Leider fielen die ersten zwei Jahre unserer Geschäftseröffnung (Juwelier) in eine politisch instabile Zeit - es gab einen Rieseneinbruch im Tourismus - und das brach uns "das Genick". Mein Mann versuchte sich noch mit diversen kleineren Ladenlokalen, ich hatte das große Glück, mit meinem Nachbarn zusammen einmal wöchentlich eine TV-Sendung zu machen - das war für mich persönlich eine große Bereicherung und brachte die Familie finanziell über 3 weitere Monate. Einen Monat arbeitete ich noch als Übersetzerin (deutsch/englisch - türkisch kann ich nur sprechen) illegal in einem Büro, aber im Januar 2001 war endgültig alles weg - außer den Schulden.

Die Kinder und ich gingen zurück nach Deutschland - mein Mann blieb als Angestellter - der Schulden wegen. Ich baute in Deutschland eine neue Existenz auf und 1 1/2 Jahre später kam mein Mann nach.

So, und dann ging es irgendwie mit der Beziehung bergab, aber wir haben noch gekämpft, bis es letztes Jahr im September nicht mehr ging. Gekriselt hat es in Alanya schon, in der schwierigen Zeit - wie Martina schon schrieb, zwischen Kindern, Geldsorgen, unterschiedlicher Lebensweise - da muss die Liebe schon stark sein. Unsere war es offensichtlich nicht, jedenfalls nicht stark genug.

Woran wir gescheitert sind, ich denke manchmal, wenn wir es in Alanya geschafft hätten, finanziell, dann wären wir jetzt noch dort und glücklich. Mein Mann hat nämlich sehr wohl eine starke türkische Seite, trotz Kindheit in Deutschland, die in der Türkei nicht so auffällt. Mit dem sozialen Netz in der Türkei - Nachbarn, Freunde, hätte es mich z.B. nicht so sehr gestört, dass er so lange arbeitet oder so wenig mit der Familie unternimmt. Und wir hätten trotzdem mehr Zeit miteinander verbracht, da ich nicht vollzeit berufstätig wäre. In Deutschland haben wir uns nur an der Haustür gesehen, er ging wenn ich von der Arbeit kam und umgekehrt. Konflikte stauten sich auf, wurden nur ausgelebt, nicht gelöst - auch aus Zeitmangel.

Mein ältester Sohn hat die Rückkehr nie richtig verkraftet, ist in der Schule voll eingebrochen und trauert heute noch seiner Hayati Hanim nach; selbst der Kleine erinnert sich noch an "seine Schildkröten", die wir tlg. im Museumsgarten besucht haben. Mein Herz ist auch noch nicht ganz zurück. Immer wenn ich in Alanya bin und zu "meiner" Wohnung in der Damlatas Cad. hochschaue oder bei einer meiner Freundinnen auf dem Balkon sitze und auf "meine" Straße schaue, spüre ich diesen Schmerz. Oder wenn ich hier auf der Seite lese, dann ist es einfach schlimm, das Heimweh...

Also, passt auf Euch und Eure Liebe auf! Ganz wichtig ist eine finanzielle Sicherheit, vor allem wenn Kinder da sind. Und dann muss man sich auf die andere Mentalität einlassen, auf die Menschen, klar, ohne sich selbst aufzugeben oder zu verbiegen, aber trotzdem offen sein und Kompromisse schließen. Es ist wunderbar, dass Ihr die Möglichkeit habt, über Internet im Vorfeld schon Kontakte zu knüpfen mit Frauen, die in ähnlicher Lebenssituation sind - der Austausch, die gegenseitige Hilfe ist ein unschätzbarer Vorteil. Und wenn Ihr dann noch offen seid für die türkischen Nachbarn, werdet Ihr Herzenswärme und Lebensfreude erfahren, gepaart mit der Wärme, der Intensität des südlichen Lebens, so unglaublich bereichernd - das könnt Ihr Euch nicht vorstellen.

So, das war viel zu lang, um gelesen zu werden, sorry, aber es waren die letzten 12 Jahre meines Lebens, das geht nicht so kurz abzuhandeln.

Ein Wort noch zu den Schiegereltern: Meine Schwiegereltern haben von mir erfahren als sie zu Besuch nach Alanya kamen - das war eine Überraschung - 2 Kinder! Gut, eines davon nur ein leibliches Enkelkind, aber sie haben mich sofort akzeptiert. Sicher hat es geholfen, dass der Kleine seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Und die Familie meines Mannes hat außerdem - völlig untypisch - nur sehr losen Kontakt zueinander. Insofern hätte ich mir im Gegenteil mehr Familie gewünscht. Da sie auch noch in Adana wohnen, hatte ich leider keine Unterstützug, sowohl moralischer Art (Zuspruch als ich anfangs einsam war) als auch mit praktischer Hilfeleistung (z.B. Babysitten).

Abschließend noch einmal: obwohl ich alles verloren habe, Geld, Liebe, Lebensjahre, Nerven: ich bin glücklich, diese Jahre erlebt zu haben, ich habe Erfahrungen gemacht und Freunde gefunden, die mein Leben noch bereichern. Und ich wünsche Euch, die Ihr in ähnlicher Situation seid, alles, alles Gute und mehr Glück als ich hatte!
Liebe Grüße
Maria
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Beitragvon Birgit » Mi 26. Aug 2009, 12:52

Aber Maria, Du hast doch nichts verloren! Du hast doch einen unglaublichen Erfahrungsschatz, Erlebnisse, von denen Du eines Tages Deinen Enkeln erzählen kannst, die werden stolz auf Dich sein. Und die Freunde, die Dir erhalten geblieben sind ...

Zeiten ändern sich nun mal, Menschen ändern sich, Eindrücke, Erlebnisse ziehen vorüber, man verliert doch nichts dabei.

Stell Dir mal vor, Du heiratest in jungen Jahren, baust ein Häuschen, setzt zwei oder drei wohlgeratene Kinder in die Welt, einmal im Jahr 14 Tage Urlaub (Mallorca oder so) - isses das???

Liebe Grüße, Birgit
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Beitragvon Birgit » Mi 26. Aug 2009, 12:54

Kurzes PS noch: ich hab alles gelesen und es war nicht zu lang!
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Beitragvon Maria » Mi 26. Aug 2009, 22:07

Birgit, Du bist einfach süß! Danke für die lieben Worte. Ich sehe es ja auch als Bereicherung für mein Leben, aber es war einfach viel zu kurz und ich wäre noch sooooo gern geblieben. Manchmal ist dieses ziehende Gefühl einfach unerträglich. Wenn ich hier lese z.B. Ich will nicht neidisch sein. Ich gönne es ALLEN, die es geschaft haben und freue mich mit Euch!
Liebe Grüße
Maria
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Beitragvon etBiene » Di 1. Sep 2009, 12:19

Meine Freundin ist seit einigen Wochen aus der Türkei (alanya ) zurück und sie ist verliebt in einen Türkischen Boy...

Sie redet nur noch über in will zu ihm hin und will mit ihm zusammen sein....


Meint ihr es ist es wert mit ihr nach alanya zu fahren ......
oder sie docht führ immer zu lassen ???:smilie[164]


:smilie[161]Ich hab sie auch schon bei nur die Liebe zählt angemeldet..
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